Mitten ins Herz, von Talia Wayne


Knapp bevor es mich mitten ins Herz treffen konnte, erlöste mich das Ende der Leseprobe. Eine Ich-Erzählerin, offensichtlich ein liebes Mädchen und eine zuverlässige Chronistin, lässt sich in den ersten Kapiteln, die nach Minuten benannt sind, erst über ihre Zugfahrt, dann über Impressionen der Stadt Klagenfurt, aus. Ganz korrekt wird auch am Anfang der Auftrag, bzw. der Anlass des Schreibens vermittelt: Die Ich-Erzählerin hat einen aufregenden Job bekommen; sie ist freiwillige Helferin bei der Fußball-Europameisterschaft in Klagenfurt – und aufgeregt. Sie kommt also in Klagenfurt an, betrachtet ein Wandgemälde im Bahnhof, Achtung, hier findet ein (beabsichtigter?) Genrewechsel statt, es geht über in stadtarchitektonische Beschreibungen im Reiseführerstil, ein unmotiviertes Gespräch mit einer Passantin über das Wandgemälde schließt sich an. Vor dem Bahnhof entdeckt das junge Mädchen auf großer Fahrt noch einen Krebs, aber da sie uns Leser darüber aufklärt, dass sie Kunst weder mag noch versteht, steigen wir aufatmend mit dem Mädchen ins Taxi; worauf sie in ein Hotel fährt. Es handelt sich hier um den Erlebnisbericht oder um einen Roman über ein junges Mädchen -das vorgestellt oder tatsächlich Sex mit einem oder mehreren Fußballern hatte, dann empfehle ich, das Ganze zu kürzen. Alles was ich bisher las, könnte eigentlich gestrichen werden. Sollte es sich hier um die Rohfassung eines Romans handeln und liegt der Fokus meinetwegen auf junger Frau und Liebe zu Zeiten der WM, dann empfehle ich ebenfalls, stark zu kürzen. Kürzungsvorschläge. Wie oben. In den Tags las ich Frauenliteratur. Das ist es nicht ganz. Und das betrifft die mädchenhafte Sprache.Ansonsten könnte noch die Erzählperspektive überdacht werden; ein Ich-Erzähler ist schwer zu schreiben und kann für den Leser ganz einfach langweilig werden. Das Cover ist schon stimmig für das was erzählt wird, aber unter Umständen könnte auch ein interessanteres Motiv, dass mit Fußball und dem Job einer freiwilligen Helferin der Europameisterschaft zu tun hat, gefunden werden. Zu guter Letzt möchte ich mich noch über Pseudonyme verbreiten. Talia Wayne. Ein Name, der Assoziationen weckt, man beachte auch die Kategorie, Belletristik, Erotik. Und dann kommt jungmädchenhafte Prosa, das will nicht so recht passen. Vielleicht wäre ein Pseudonym wie zum Beispiel Frl.Schneider angebrachter.
Zusammenfassend: Nett, aber noch ein wenig unentschieden, was es einmal werden will. Erotik, Roman, Chick-Lit? Ich habe mich als Kategorie erstmal für Letzteres entschieden.