Pixelfresh, Q-MAG, Ausgabe 2

cover-212x300Jedem Verlag ein Magazin.  Das Qindie Magazin hat sich schon in der zweiten Ausgabe zu einem tatsächlichen Magazin für Selfpublisher, Indie- und Hybridautoren gemausert. Da wird ein Mix aus Nachrichten, Vermischtem, Neuigkeiten rund um das elektrische Buch, Kurzgeschichten und Lyrik von Qindie-Autoren geboten.  Die Interviews sind gut geraten, allerdings hatte ich bei ein, zwei Beiträgen das Gefühl, in eine ausführliche Werbeanzeige geraten zu sein. Und ein elektrisches Kreuzworträtsel fehlt!

Schluss mit Mäkeln. Ich möchte genauer auf das Interview eingehen, Die Menschen hinter dem Q-Siegel. Qindies der ersten Stunde, wie z.B. Regina Mengel, Jacqueline Spieweg oder Florian Tietgen stehen Rede und Antwort und geben Einblick über ihr Wollen und Schaffen auf dem elektrischen BuchMarkt. Qindie gleich Qualität trifft Indie. Ich fand und finde die Initiative eines Autorenkorrektivs gut; das VerlagsSiegel fällt mir beim Durchblättern von  elektrischen Buchlisten immer auf, und zwar positiv. Allerdings sieht sich Qindie in erster Linie als Torwächter für Rechtschreibnormen, was problematisch ist, denn ein richtig richtig richtig langweiliges, ödes Buch wird auch durch seine Fehlerlosigkeit nicht erträglicher. Und aufgefallen ist mir, dass Fantasy- und ErotikAutoren ziemlich gut in der Rechtschreibung sind, denn diese Sparten dominieren das Qindie-Programm. Nun denn.

Das Q  für Qindie ist für mich mehr als ein Symbol, es ist eine Marke. Und da fände ich Vorgaben bezüglich eines Qindie-Covers schön, denn in dem, was ich da manchmal sehe,  trennt sich für mich noch die Spreu vom Weizen.

Auf jeden Fall freue ich mich auf das nächste Qindie-Magazin, viel Spaß weiterhin!

Wer Qindie unterstützen möchte, kann Lila, das Qindie Magazin No. 2 für 1,99 Euro bei Amazon erwerben oder es bei Qindie online lesen.

Gibt es den besten Suizid?

thumbnail8k6pszbn-kleinDer BESTE SUIZID ist immer noch sich TOT zu LEBEN – ein schönes, vor kurzem erschienenes ElektroBuch von Candy Bukowski. Hier haben Gefühle, Erleben und Erinnerungen über die Liebe, wegen der Liebe absoluten Vorrang. Ein steter Gedankenstrom treibt durch die E-Geschichten, Frau Bukowski dekliniert großartig das Ich und hat einen ganz eigenen Tonfall, der die Sprache und den Rhythmus bestimmt. Im BSTzL werden Gefühle zu Menschen, Anlässe zu Empfindungen und Begebenheiten.

Braucht das Ich das Außen? Ja. Oft. Aber nicht immer. Kann es schiefgehen? Natürlich. Aber nicht in Candy Bukowskis E-Erzählungen, ich mag den Titel, den schreibe ich direkt noch mal: Der BESTE SUIZID ist immer noch sich TOT zu LEBEN, aus dem Verlag edel & electric.

 Mein unbestrittener Liebling ist die Geschichte von den Treuepunkten am Straßenstrich. Die Erzählerin nimmt mich mit auf eine Kiezreise, wir flanieren durch das Hamburger Bahnhofsviertel, der Hansaplatz wird nett als eine ältere Dame, stark geschminkt, der viel gelebtes Leben unter dem Rock hervorschaut, beschrieben. Verwerfungen. Arm trifft auf Linksbürgertum, Heroin quert die Straße. Im Penny-Markt riecht es nach Armut, ich meine, dass trifft auf viele Penny- und Penny-ähnlicher Geschäfte zu, und am stärksten riecht der Mangel am Pfandflaschenautomaten. Genau das sind die Beobachtungen, die dieses E-Book für mich äußerst lesenswert machten. Wie es dann zu den sieben Treuepunkten kommt, das sollte selbst nachgelesen werden. Treuepunkte am Straßenstrich ist eine schöne Zeitreise, ein lauschiger Spaziergang über den Kiez. Stichwort Kiez. Candy Bukowksi trägt ihren Namen nicht ohne Grund, denn in ihren Erzählungen sammelt sie bemerkenswerte Anekdoten über den Kiez, die Kneipen und seine Bewohner, Philosophisches kurz vor Ladenschluss; das letzte Bier vor der Morgendämmerung. Im Besten Suizid versammeln sich Typen, Gestalten und Orte, die immer liebevoll, manchmal fast mit mütterlicher Nachsicht beobachtet werden.

Mütterlich nehme ich als Stichwort, denn Mutterwoman fliegt souverän ist ein unterhaltsamer Kurzexkurs. Hier kommt die souverän lockere Mutter zu ihrem Recht, die von Kindern gern mit Fragen gelöchert werden kann, auch die Sexualität betreffend, na klar, kein Ding. Was das Kind in der KG tut. Dann wird es lustig.

Für mich manchmal ein Manko: Die nicht enden wollenden Gedankenverknüpfungen und großartigen Sprachbilder schubsen die Handlung ins Abseits. Die Außenseite der Welt ging so ab und an flöten, auch durch die Häufung an beachtenswerten Gedanken. Aber schon im nächsten Absatz verflüchtigt sich mein Eindruck, denn schon pixelt sich wieder das nächste großartige Bild zusammen und ich kann nicht mehr meckern.

Für das Lesen ist ein großer Vorteil, dass die Stories nicht chronologisch gelesen werden brauchen. Kapitelbündelungen, die Namen wie Heart Stuff, Blue Piano-  oder Redlight Stuff verraten gut den Tenor der darin enthaltenen Geschichten.

Mein Fazit: Der BESTE SUIZID ist immer noch sich TOT zu LEBEN macht unbedingten Spaß, ABER: ich würde es Menschen, die sich augenblicklich in einer akuten Liebeskummerkrise befinden, auf keinen Fall empfehlen. Allen anderen schon. Da fällt mir jetzt gerade auf: Wenn das -B- in Leben durch ein -S- ersetzt würde, funktioniert der Titel trotzdem. Danke, hat Spaß gemacht.

Der BESTE SUIZID ist immer noch sich TOT zu LEBEN, Candy Bukowski, Verlag edel & electric, Preis: 4,99 Euro, ISBN: 978-3-96029-001-8, Erscheinungsjahr: 2015, Seitenanzahl: ca. 280 Seiten